Baugenehmigungen: Wachstum in NRW gegen den Bundestrend

Die Medien berichten heute fast alle über eine Meldung vom Statistischen Bundesamt: Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen in Deutschland ist gesunken, dem Wohnungsbau droht ein Einbruch. In ganz Deutschland? Nein! In einem großen Land im Westen entwickeln sich die Zahlen weiter positiv. Die Bauämter in Nordrhein-Westfalen erteilen immer mehr Baugenehmigungen.

Die Medien berichten heute fast alle über eine Meldung vom Statistischen Bundesamt: Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen in Deutschland ist gesunken, dem Wohnungsbau droht ein Einbruch. In ganz Deutschland? Nein! In einem großen Land im Westen entwickeln sich die Zahlen weiter positiv. Die Bauämter in Nordrhein-Westfalen erteilen immer mehr Baugenehmigungen.

Düsseldorf/Wiesbaden. Die Zahlen sind ernüchternd: Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres ist die Zahl der erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland um 2,3 Prozent gefallen. Nur noch 164.600 Wohnungen genehmigten die Bauämter bundesweit. Dabei ist nicht nur der Neubau, sondern auch der Ausbau von Bestandsgebäuden mit eingerechnet. Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt gestern (15. August) veröffentlicht.

Während die Zahlen der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser praktisch stagnierten (-0,1 Prozent), rauschte die Zahl der genehmigten Zweifamilienhäuser um 4,7 Prozent in den Keller. Bei Mehrfamilienhäusern sank die Zahl der Genehmigungen um 3,2 Prozent. Insgesamt bedeutet das für den Wohnungsneubau ein Minus von 3,1 Prozent im ersten Halbjahr 2019. Die Veränderungen beziehen sich jeweils auf den Vorjahreszeitraum.

Deutschland droht schwächelnder Neubau – Wachstum in NRW

Bei Eigentumswohnungen gibt es sogar ein Minus von 7,9 Prozent. Bundesweit zeigt sich bei den Baugenehmigungen also ein Negativtrend über alle Wohnraumarten hinweg. Für den Neubau der näheren Zukunft lässt das erahnen: In Deutschland wird insgesamt viel zu wenig gebaut werden, Entlastung für angespannte Wohnungsmärkte ist nicht in Sicht. Das gilt umso mehr, da längst nicht jede Baugenehmigung auch in absehbarer Zeit zur Umsetzung des Projektes führt.

Ein pessimistischer Ausblick – aber eben nur bundesweit betrachtet. In Nordrhein-Westfalen herrscht dagegen Aufbruchsstimmung im Wohnungsbau. Einige Stunden nach dem Statistischen Bundesamt legte gestern die NRW-Statistikbehörde IT.NRW ihre Zahlen für das Land zwischen Rhein und Weser vor. Und die zeigen: NRW entwickelt sich völlig entgegengesetzt zum Bundestrend. Die Zahl der Baugenehmigungen stieg hier im ersten Halbjahr um 7,7 Prozent.

Mehrfamilienhäuser boomen in NRW

Genehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden legten sogar um satte 8 Prozent zu. Der Ausbau im Bestand brachte es mit 4,6 Prozent ebenfalls auf ein ordentliches Wachstum. Besonders stark ist der Trend dazu, Wohnungen in Neubauten zu schaffen, die eigentlich vorwiegend nicht zu Wohnzwecken dienen. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in solchen Projekten legte um 18,7 Prozent zu.

Sehr auffällig dabei ist in Nordrhein-Westfalen ein Trend zum Geschosswohnungsbau: Bei Einfamilienhäusern gingen die Genehmigungszahlen gegen den allgemeinen Landestrend um 0,7 Prozent leicht zurück, bei Zweifamilienhäusern war der Rückgang mit 3,3 Prozent sogar recht deutlich. Zugleich wurden 13,7 Prozent mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt. Das knappe und teure Bauland in den Ballungszentren NRWs steckt wohl hinter diesem Trend.

Lokale Entwicklung sehr unterschiedlich

Regional betrachtet zeigt sich in NRW ein deutlicher Ausreißer unter vielen Gewinnern. Während die Bauämter im Regierungsbezirk Münster 33,2 Prozent mehr Wohnungen genehmigen als im Vorjahreszeitraum, stand im Regierungsbezirk Düsseldorf unter dem Strich ein Minus von 20,0 Prozent. In den Regierungsbezirken Köln (+17,1 Prozent), Arnsberg (+13,4 Prozent) und Detmold (+4,5 Prozent) waren derweil stattliche Zuwächse zu beobachten.

Den größten Teil zum negativen Ergebnis des Regierungsbezirks Düsseldorf hat dabei nicht die Landeshauptstadt selbst beigetragen, obwohl auch hier mit 14,2 Prozent ein starker Rückgang zu verzeichnen war. Vielmehr ging es in Solingen um 85,6 Prozent nach unten, Remscheid meldete -27,1 Prozent, Wuppertal trug mit -3 Prozent zum Negativtrend im Bergischen Land bei. In Essen ging die Zahl der Genehmigungen um 53,9 Prozent runter.

Zugleich gab es auch Orte im Regierungsbezirk mit deutlichem Wachstum, etwa der Kreis Viersen (+28,3 Prozent) oder die Stadt Mönchengladbach (+26,4 Prozent). Das zeigt vor allem eines: Die Entwicklung in NRW ist zwar im Gegensatz zum Bundestrend insgesamt sehr positiv. Es gibt aber auch Problemstellen. Denn von negativen Zahlen betroffen sind Kommunen, denen man keine sinkende Nachfrage nach Wohnraum unterstellen kann. Die Initiative von NRW-Bauministerin Scharrenbach (CDU), gezielt Kommunen bei ihrer Bauleitplanung und Erschließung von Neubaugebieten zu unterstützen, wirkt vor diesem Hintergrund sinnvoll und vielversprechend.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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